Marcel Paufler (27) und Hjördis Sommer (17) starteten als einzige Störtebeker bei den Deutschen Meisterschaften im Wildwasserrennsport auf der Saalach bei Lofer (Österreich).
Beide gehen in dieser Saison für den Verein Oberalster Hamburg VfW an den Start, um die Chance zu haben, auch an den Mannschaftsrennen teilnehmen zu können, eine gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Die Deutschen Meisterschaften finden häufig in Österreich statt, da die Flüsse anspruchsvolleres Wildwasser bieten, als die heimischen Gewässer. Gefahren werden im Wildwasserrennsport Sprint- (ca. 300-600 Meter) und Classic- (ca. 3-5 Kilometer) Wettbewerbe, jeweils als Einzelwettbewerb und als Teamwettbewerb (hier starten drei Boote eines Vereines gemeinsam). Die Rennen werden als Verfolgungsrennen gestartet, die zeitschnellsten Fahrer beziehungsweise Teams gewinnen.
Hjördis war extra einige Tage im Voraus angereist, um Trainingseinheiten auf der Wettkampfstrecke zu absolvieren. Aber der noch enorm hohe Wasserstand der Saalach machte die Strecke jedoch teilweise unfahrbar. Erst zu Beginn der Rennen normalisierte sich der Wasserstand etwas, sodass die vorgesehene Wettkampfstrecke überhaupt befahren werden konnte. Marcel konnte aufgrund von Vorlesungen an der Uni erst in der Nacht zum ersten Wettkampftag anreisen, so dass kaum Trainingsfahrten möglich waren. Am ersten Wettkampftag belegte er im Sprint-Einzel unter den deutschen Startern den 14. Platz in der Herren Leistungsklasse und war damit unter den gegebenen Umständen zufrieden. Hjördis ließ ihren Start bei den Juniorinnen aus, nachdem der Wasserstand vergleichsweise hoch und die Strecke dementsprechend anspruchsvoll war. An dieser Stelle muss allerdings auch gesagt sein, dass sie in erster Linie im Kanu-Marathon, einer ganz anderen Kanusport-Disziplin, beheimatet ist und es noch keine Gelegenheit gab, an umfassenden Wildwasser-Trainingslagern teilzunehmen.
Am zweiten Wettkampftag standen dann die Classic-Einzel auf dem Programm. Hjördis startete hier und fuhr ein solides Rennen, beendete es jedoch nicht, sondern stieg planmäßig vor dem besonders anspruchsvollen Schlussabschnitt aus. Marcel dagegen war mittlerweile richtig angekommen und wurde Deutscher Vizemeister hinter dem Favoriten Max Hoff (BW Bonn, Silbermedaillengewinner von Tokio im Kanurennsport). Ein riesiger Erfolg auf seiner bevorzugten Distanz, mit dem vor allem er selbst in diesem Jahr nicht gerechnet hatte.
Der letzte Renntag stand ganz im Zeichen der Mannschaftswettbewerbe, morgens zunächst auf der Classic-Distanz: Marcels Team, zu dem Tobias Zimmer und Joscha Brüggemann gehörten, ging als Titelverteidiger an den Start und hatte am Ende mit einer Fahrzeit von 10:35,30 Minuten mit den Herausforderern vom LKC Ludwigshafen gemeinsam die schnellste Zeit an der Anzeigetafel stehen!
Derart knappe Rennen (Differenz unter einer Zehntelsekunde) gibt es in Classicrennen nur sehr selten. Entsprechend groß war die Freude über die gelungene Titelverteidigung! Nachmittags dann die Überraschung im Sprint:
Tobias, Joscha und Marcel, alle drei nicht gerade Sprint-Spezialisten, holten unerwartet Silber. Bereits im ersten der beiden Sprintläufe (der schnellere wird jeweils gewertet) fuhren sie mit der richtigen Taktik nahezu fehlerfrei und lagen auf Platz zwei. Der unter Druck stehenden Konkurrenz auf den Rängen drei und vier unterliefen im zweiten Lauf kapitale Fahrfehler, damit war die Silbermedaille gesichert. Für die Bremer war die Wildwasser-DM der diesjährige Höhepunkt in dieser Kanu-Disziplin und mit einer Mischung aus großen Erfolgen und vielen neuen Erfahrungen ging es anschließend zurück nach Bremen.
In zwei Wochen stehen dann die Norddeutschen Meisterschaften im Kanu-Rennsport auf dem Programm, bevor es in ein zweiwöchiges Trainingslager nach Südschweden geht, wo die Vorbereitung für die Europameisterschaft im Kanu-Marathon Ende Juli in Dänemark stattfinden wird. Der größten Herausforderung dieser Saison, die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Portugal Ende September blicken die beiden Bremer Athleten schon jetzt optimistisch und erwartungsvoll entgegen.